Ehrlich gesagt war mir das Einkringeln, unterstreichen, einfärben etc. immer zu nervig. Ich halte es eher mit folgendem System:
1. Hauptsatz:
1.1. Prädikat (Verb, kein Infinitiv) des Hauptsatzes suchen und übersetzen
1.2. Subjekt (Substantiv/Pronomen im Nominativ + evtl. Attribute / Adjektive) des Hauptsatzes suchen und übersetzen. Bei Verben in der 1. oder 2. Person fehlen eigenständige Subjekte oft.
1.3. Schauen, welche Objekte (also z.B. Akkusativ- oder Dativobjekt, Substantive/Pronomina + Attribute) vom Verb abhängen können, diese suchen und übersetzen.
1.3.1 Tritt ein Infinitiv auf, könnte - nur bei bestimmten Verben - ein A.c.I. vorliegen (Akkusativ suchen). In indirekter Rede ist der A.c.I. möglicherweise der Hauptsatz.
1.4. Vorsicht mit Aufzählungen! Manchmal treten mehrere Subjekte und Prädikate auf, wenn es sich um eine Aufzählung handelt.
2. Nebensätze:
2.1. Nebensätze identifizieren (werden meist von einer Konjunktion oder einem Relativpronomen eingeleitet)
2.2. Nebensätze werden bis auf die einleitende Konjunktion / das einleitende Relativpronomen wie Hauptsätze behandelt.
2.2.1. Der Kasus von Relativpronomina richtet sich nach ihren Abhängigkeiten im Nebensatz, Numerus + Genus hängen vom Hauptsatz ab!
2.2.2. Besonders aufpassen, wenn im Nebensatz ein Konjunktiv steht! Dies ist meist bei bestimmten Konjunktionen der Fall
2.3. Partizipialkonstruktionen wie Abl.abs und Participium coniunctum verhalten sich fast wie Nebensätze. Der Abl.abs. entspricht dabei einem Nebensatz mit "cum"+Konjunktiv, das Participium coniunctum in etwa einem Relativsatz.
Für die Relationen im Satz sind Kasusendungen und Personalendungen am wichtigsten. Die sollte man sehr gut können. Das Tempus ist nicht ganz so wichtig.
Da im Lateinischen die Kasusendungen oft eindeutig sind, ist die Wortstellung nicht so wichtig, um die Relationen innerhalb eines Satzes zu definieren. Daher ist die Wortstellung im Lateinischen - anders als z.B. im Englischen - relativ frei.
Das Futur würde ich i.d.R. auch als Futur übersetzen - wieso gibt's so was sonst im Deutschen?
Die Consecutio temporum wird nur selten außer Kraft gesetzt. Bei "dum" sollte man etwas aufpassen.
Bei "ut" und "cum" werden die Nebensätze im Deutschen i.d.R. im Indikativ wiedergegeben, es sei denn, es handle sich z.B. um eine indirekte Rede.
Konjunktive sind an sich nicht unbedingt übersetzbar, sondern müssen so verwendet werden, wie es die Sprache, in die man übersetzt verlangt. Im Deutschen werden sie allerdings manchmal ähnlich verwendet wie im Lateinischen. Steht im Lateinischen ein Konjunktiv Präs. (selten Perf.) im Hauptsatz, so drückt das meist einen Wunsch oder eine Möglichkeit aus, ein Konj. Imperfekt oder Plusquamperfekt steht gelegentlich da, wenn es einen Nebensatz mit "si"="wenn" gibt (z.B. "Si tacuisses, philosophus mansisses").
RM