Präpositionales Attribut?

Das Forum für professionelle Latinisten und Studenten der Lateinischen Philologie

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Präpositionales Attribut?

Beitragvon publiovidius » Fr 1. Jul 2011, 20:11

Guten Abend,
im Satz: "epistulam ad fratrem tuum confeci" ist mir die Funktion von "ad fratrem" nicht ganz klar. Liegt hier ein präpositionaler Ausdruck vor ("der Brief an deinen Bruder"?)
Ich habe gelesen, dass der präpositionale Ausdruck nicht immer gemieden wird. Allerdings ist mir auch keine Ausnahme zur Regel: "Kein präpositionales Attribut" begegnet, die mir hier weiterhelfen würde.
Für eure Mühen danke ich euch wieder einmal im Voraus!!
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
publiovidius
Propraetor
 
Beiträge: 194
Registriert: Do 24. Feb 2011, 02:59

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 1. Jul 2011, 20:15

Epistulae ad Quintum fratrem - Cicero
:wink:
Medicus domesticus
Dominus
 
Beiträge: 7283
Registriert: Di 9. Dez 2008, 11:07

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon consus » Fr 1. Jul 2011, 20:20

Zum Thema "Präpositionalattribut" insgesamt: vgl. Menge2000 § 270.
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon publiovidius » Fr 1. Jul 2011, 20:25

Vielen Dank, dann werde ich demnächst in die Ub rennen :book:
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
publiovidius
Propraetor
 
Beiträge: 194
Registriert: Do 24. Feb 2011, 02:59

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon consus » Fr 1. Jul 2011, 20:30

Im "alten" Menge (1960) steht's auch: § 13.
:)
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 1. Jul 2011, 20:33

@publiovidius:
Der neue Menge, jetzt in unveränd. Auflage 2009 würde sich für dich sicher auch als Anschaffung (oder Geschenk?) rentieren. Als Mitglied bei der WBG:
http://www.wbg-wissenverbindet.de/WBGSh ... .html#1615
30 Euro Einsparung. :-D
Medicus domesticus
Dominus
 
Beiträge: 7283
Registriert: Di 9. Dez 2008, 11:07

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon publiovidius » Fr 1. Jul 2011, 20:35

Danke! Das bedeutet nicht, dass ich nicht in den neuen Menge schaue. Aber gehe ich richtig in der Annahme, dass es sich um: "§13c handelt: "bei Angabe des Ursprungs, der Herkunft, des Stoffes, des Ganzen in Beziehung auf einen Teil.... litterae a Caesare ... oratio in Catilinam"?
PS: ich glaub, das stimmt doch nicht :pc:
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
publiovidius
Propraetor
 
Beiträge: 194
Registriert: Do 24. Feb 2011, 02:59

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon consus » Fr 1. Jul 2011, 20:50

Insgesamt § 13, 4 a-e.
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon publiovidius » Mi 6. Jul 2011, 03:00

Hallo noch einmal,
noch einmal vielen Dank für eure Mühen, ich hoffe, ich strapaziere mit meinem neuen Posting eure Nerven nicht allzusehr ^^.
Ich werde mir wohl den neuen Menge anschaffen, auch wenn mein Budget derzeit ohnehin aufgrund einer Milliarde bestellter Bücher nicht nur ausgereizt, sondern überstrapaziert ist :lol:.

Ich habe den entsprechenden Abschnitt im alten Menge mehrmals gelesen, kann aber unter den angegebenen Stellen nur mit vager Sicherheit sagen, wozu ich tendieren würde.
Dort heißt es ja: "Doch finden sich von dieser Regel (nämlich keine Präpositionalausdrücke als Attribut zu verwenden) vielfache Ausnahme .... Sie findet statt:
a) sehr häufig bei Verbalsubstantiven, in welchem die verbale Kraft noch deutlich vorhanden ist
b) bei Substantiven, die eine Gemütsstimmung bezeichnen
c) bei Angabe des Ursprungs, der Herkunft, des Stoffes, des Ganzen in Beziehung auf einen Teil
d) bei Angabe des Ortes, der Zeit, des Grundes ec.. (? nicht lesbar. ältere Schreibung für 'etc.'?)
e) bei der Präposition sine ... und... cum"
Da man ja auch adverbiale Bestimmungen, die eine Richtung angeben, als adverbiale Bestimmungen des Ortes bezeichnet, würde ich davon ausgehen, dass hier d) vorliegt? Eine zweite Hypothese wäre, dass in epistula noch das gr. ἐπιστολή samt ἐπιστέλλω steckt und so noch eine "verbale Kraft" vorhanden wäre. Dies spräche für a).
Von conficere kann "ad fratrem" ja nun nicht wirklich abhängen....
Über eine Bestätigung oder auch Widerlegung würde ich mich sehr freuen =)
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
publiovidius
Propraetor
 
Beiträge: 194
Registriert: Do 24. Feb 2011, 02:59

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon mercatoris » Mi 23. Nov 2011, 01:47

Eindeutig Präpositionalattribut ist es nach Kühner-Stegmann, II/1, p. 213ff (Präpositionen mit ihren Kasus als Attributive):
"e) ad und in c. acc. zur Angabe des Zieles, Zweckes und der Wirkung. (...) Oft litterae (epistula) ad aliquem ..."

Interessant auch die Bemerkung (p. 213): Die Verwendung solcher (präpositionaler) Attribute findet "weit häufiger statt, als man gewöhnlich angenommen hat, und zwar nicht bloß bei Verbalsubstantiven (...), sondern in Verbindungen der mannigfachsten Art. Auch in klassischer Sprache ist diese Konstruktion durchaus nicht selten."
Das hat H. Menge vielleicht so nicht gesehen.
mercatoris
Civis
 
Beiträge: 30
Registriert: Mi 3. Feb 2010, 23:40

Re: Präpositionales Attribut - Wortstellung

Beitragvon Prudentius » Fr 25. Nov 2011, 10:39

Sagen wir doch einmal das, was der Römer nicht sagen würde (oder könnte), schon allein um uns über die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten in den beiden Sprachen klarzuwerden!

- der Mann aus Arpinum vir ex Arpino,
- die Reise nach Brundisium iter Brundisium (bei Horaz: Brundisinum),
- ein Mann mit Geld vir cum pecunia,
- der Jüngling aus vornehmem Hause iuvenis ex nobili gente,
- Ostia bei Rom Ostia apud Romam,
- mein Freund in Rom amicus meus Romae,
- das Leben im Krieg vita in bello.
- das Geld aus den Provinzen pecunia ex provinciis.

Im D. haben wir aufgrund der relativ fest vorgeschriebenen Wortstellung die Möglichkeit, Präpositionalausdrücke durch Nachstellung zu Attributen umzufunktionieren, das ist eine vielgenutzte Ausdrucksmöglichkeit, die das L. so nicht hat.
Prudentius
Senator
 
Beiträge: 3577
Registriert: Di 24. Mai 2011, 17:01

Re: Präpositionales Attribut?

Beitragvon publiovidius » Do 19. Jan 2012, 01:18

Guten Abend ihr beiden,
ich habe eure Beiträge gar nicht bemerkt.
Vielen Dank, Mercatoris, diese Stelle ist enorm hilfreich. Ich denke aber, Menge und Kühner-Stegmann liegen in dieser Frage gar nicht so weit auseinander, wenn Menge von "vielfache[n] Ausnahme[n]" spricht. Die zitierte Stelle passt aber natürlich viel besser als das, was ich bisher gefunden hatte.
Vielen Dank auch dir, Prudentius, das ist in der Tat eine sehr nützliche Aufstellung.
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
Andreas Thierfelder, 1953 in H. Menge: Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik
publiovidius
Propraetor
 
Beiträge: 194
Registriert: Do 24. Feb 2011, 02:59


Zurück zu Lateinische Philologie



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 53 Gäste