Betonung

[Reinhold]

Ich habe mir vorgestern die beiden Hellas besorgt, also die Grammatik und das Lehrbuch - bin also blutiger Anfänger. Wahrscheinlich ist deshalb meine nächste Frage total daneben:

Wie spricht man theos und biblion aus?

Nach dem Akut bei theos auf dem o und bei biblion auf dem zweiten i müsste man es doch entsprechend so betonen. Diese Betonungsweise kann ich mir aber nicht vorstellen, d.h. ich persönlich würde es nie so betonen. Man sagt doch nicht theos, sondern theos....???

[Platon]

ich persönlich würde es nie so betonen.

bist ja auch kein Grieche stimmt schon so, wir "Germanen" betonen "leider" meistens auf der Stammsilbe, deswegen die anfänglichen Schwierigkeiten.

[Sassa12]

.....Wie wird eigentlich ein Chi ausgesprochen.....?
Das interessiert mich jetzt mal.

Ich hatte noch nie eine Griechischstunde, naja, zumindest keine richtige Unterrichtsstunde. Das war Vertretung. Da haben wir dann ein bisschen Wörter lesen geübt. Aber leider kamen nicht alle Buchstaben dran...

[Sacerdos Viae]

Schulaussprache ist das ch in Chinese ( vergleiche Arche Noah )

[Albertos]

Ist zwar ein bisschen spät für diesen Thread, aber in diesem Forum ist ja eh nix los:
Wirklich wurde das chi aber bis in die Spätantike als ein aspiriertes k ausgesprochen, später, denke ich, so wie im Neugriechischen (also h, vor hellen Vokalen wie in der Schulaussprache).
Bei der "Betonung" muss man bedenken, dass der Akzent nur die Tonhöhe bezeichnet - wirklich "betont", wie wir uns das vorstellen, sind nur die langen Silben, von denen in "theós" ja keine enthalten sind. Der Akut bedeutet also lediglich, dass man bis zum o die Stimme heben und dann wieder senken soll.

Gruß,

Albertos

[Juergen]

Hm,
ob man überhaupt von einer "einheitlichen" Aussprache reden kann ist sicher eine Frage für sich, gab es doch im griechischen Sprachraum eine ganze Reihe von Dialekten. Diese lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen, die Ost- und Westgr. Dialekte, diese wiederum ein weitere:

• Ostgriechisch
  • Ionisch-Attisch
  • Äolisch
  • Arkadisch-Kyprisch
• Westgriechisch
  • Nordwestgriechisch
  • Dorisch

In der Zeit zwischen 300 v. Chr. und 300 n. Chr. gab dann eine Reihe von Lautverschiebunden, wodurch sich das Koine-Griechisch zunehmend vom klassischen Griechisch absetzte. Vornehmlich ist es ein Iotazismus, der sich "breit macht", und der sich heute noch im Neugr. wiederfindet:

[unicode]ει, η, ῃ [/unicode]wie[unicode] ι
αι [/unicode]wie [unicode]ε
οι [/unicode]wie [unicode]υ [/unicode](=ü)
[unicode]ϑ, φ, χ [/unicode]wie ein stimmloser Reiblaut
[unicode]δ, β, γ [/unicode]wie ein stimmhafter Reiblaut

Damit liegt die Aussprache in diesen Punkten nahezu so vor, wie heute im Neugriechischen, wobei heute allerdings [unicode]υ[/unicode] und [unicode]οι[/unicode] ebenfalls wie [unicode]ι[/unicode] gesprochen werden, hinzu kommen heute noch weitere Lautverschiebungen/-veränderungen.

[Merkur]

Wie hat man es denn nun zur "klassischen" Zeit ausgesprochen???

[Albertos]

Ich empfehle, sich dafür http://www.oeaw.ac.at/kal/sh/whb37.htm und http://www.oeaw.ac.at/kal/agp/ anzuschauen. Wenn ich mich nicht irre, dann ist das Hörbeispiel in Attischer Aussprache. Nur wird dort ziemlich vernachlässigt, dass das ρ gerollt sein muss, denn guttural passt es überhaupt nicht und klingt komisch.

Gruß,

Albertos